In the spotlight

Eine persönliche Nachricht zu Kaweri:
mehr als nur „der Fall“

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Eine persönliche Nachricht zu Kaweri: mehr als nur „der Fall“

Seit ihrer Gründung steht die NKG Kaweri Coffee Plantation in Uganda häufig im Rampenlicht der internationalen Medien, insbesondere im Zusammenhang mit Vorwürfen der Landnahme und Zwangsräumung (siehe Infobox).

Als PR und Communications Manager hatte ich seit meinem ersten Tag bei der NKG mit dem Fall Kaweri zu tun, weil alle kritischen Medienanfragen zum Thema auf meinem Tisch landeten. Über die Jahre waren das nicht wenige. Von Anfang an war ich bemüht, auf alle Anfragen zu antworten und allen Journalistinnen und Journalisten die Möglichkeit zu geben, sich selbst eine Meinung über alle Ereignisse seit 2001 zu bilden. Leider musste ich oft feststellen, dass die Presse daran überhaupt nicht interessiert war. Im letzten Jahr stellten wir einer Journalistin alle Dokumente zur Verfügung, die uns zu Kaweri vorliegen, und luden sie sogar auf die Plantage ein. Schließlich verwendete sie für ihre Reportage aber nur die Informationen, die zu der Geschichte passten, die sie erzählen wollte, und ließ den Rest einfach weg. Und diese Geschichte war die eines bösen deutschen Unternehmens, das mit der Plantage alle Menschen im Umkreis von Kaweri ins Unheil gestürzt hatte. Wie so oft wurde nicht differenziert berichtet. Am Fall Kaweri sieht man auch, wie schädigend der aktuelle journalistische Trend ist, die gesamte Geschichte in einen reißerischen Titel und Einleitungstext zu packen, weil viele Leserinnen und Leser beispielsweise in den sozialen Medien gar nicht mehr als das lesen. Das finde ich auch abgesehen von diesem Thema besorgniserregend, weil die Welt eben nicht schwarzweiß ist, selbst wenn das manche Menschen gern so hätten. Was mich aber an diesem Fall wirklich wütend macht, sind die Publikationen, die wiederholt die großartige soziale, wirtschaftliche, ökologische und agronomische Arbeit diskreditieren, die unsere Kolleginnen und Kollegen bei Kaweri leisten.

"Die Thematik um Kaweri spielt sich nicht in Uganda ab, hier ist die Farm überall als konstruktives und aktives Mitglied der Gemeinschaft und Zivilgesellschaft willkommen, der sie im Laufe der Jahre spürbare Fortschritte und viel Unterstützung gebracht hat. Das „Problem“ scheint hier in einigen Konsummärkten entstanden zu sein. Gibt Ihnen das nicht zu denken?"

David M. Neumann, NKG Group CEO

Die Kaweri Coffee Plantation ist Ugandas erste und einzige großflächige kommerzielle Kaffeeplantage und eine der Hauptarbeitgeberinnen in der Region Mubende. Sie hat 650 Hektar Hochlandregenwald, was 24 % ihrer Gesamtfläche entspricht, zum Naturschutzgebiet für Tierarten wie Affen, Wildkatzen und Antilopen erklärt. Biologische Korridore unterstützen die Bewegung von Tieren und und etwa ein Viertel der Plantage ist vor landwirtschaftlicher Nutzung geschützt.

Die Löhne werden mit der Gewerkschaft ausgehandelt und im Tarifvertrag festgehalten. Dieser beinhaltet flexible Arbeitszeiten für stillende Mütter, 24 Urlaubstage statt der gesetzlich geltenden 21, Verpflegungszuschüsse und andere Zusatzleistungen. In Anerkennung dieser Leistung wurde Kaweri eingeladen, an Treffen der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) zum Wissensaustausch teilzunehmen, um anderen Unternehmen seinen Verhandlungsansatz und die Ergebnisse vorzustellen.

Neben seinem Kerngeschäft engagiert sich Kaweri auch fürs Gemeinwohl. Das Unternehmen betreibt eine medizinische Einrichtung vor Ort, die den Angestellten und ihren Familien eine grundlegende medizinische Versorgung bietet. Darüber hinaus hat Kaweri neun Brunnen gebohrt, um die umliegenden Dörfer mit sauberem Wasser zu versorgen, und im Dorf Kitemba eine Grundschule gebaut, die derzeit von 690 Schülerinnen und Schülern besucht wird.

Auch dies sind Geschichten über Kaweri, und es gäbe noch viele weitere. Leider finden sie selten Gehör. Ich möchte daher die Gelegenheit nutzen, um daran zu erinnern, dass Kaweri definitiv mehr als nur „der Fall” ist. Es ist eine innovative Plantage mit großartigen Ideen für Baumschulen und nachhaltige Landwirtschaft und einer großen Leidenschaft für hochwertigen Washed Robusta. Ganz zu schweigen von dem großartigen, engagierten Team, das trotz der vielen Herausforderungen und schwierigen Bedingungen jeden Tag sein Bestes gibt. Sie haben meinen größten Respekt, und ich hoffe, dass eines Tages auch andere Geschichten über Kaweri erzählt werden.

Das agronomische Konzept von Kaweri

Wenn ihr euch für das agronomische Konzept von Kaweri interessiert, schaut euch gern dieses Video an, in dem die Kolleginnen und Kollegen vor Ort ihre Arbeit vorstellen:

Der Fall Kaweri

Im Jahr 2000 pachtete die Neumann Kaffee Gruppe (NKG) Land von der ugandischen Regierung, um die Kaweri Coffee Plantation zu gründen, mit der Zusicherung, dass das Land frei von Ansprüchen Dritter sei. Seit Aufnahme des Betriebs sieht sich Kaweri jedoch anhaltenden Vorwürfen von Landnahme und Vertreibung ausgesetzt. Bevor die NKG ins Spiel kam, war das Land in Privatbesitz, doch während der Abwesenheit des Eigentümers in der Zeit von Idi Amins Regime ließen sich ungefähr 2.500 Menschen dort nieder. Die meisten von ihnen wurden später ohne Beteiligung der NKG umgesiedelt und erhielten eine Entschädigung von der ugandischen Regierung. Ungefähr 25 Familien weigerten sich aber, das Land zu verlassen und wurden von der Regierung vertrieben, wieder ohne die Beteiligung der NKG. Die Gerichtsverfahren zu diesen Ereignissen dauern noch an, wobei es um Forderungen wegen kompensationsloser Vertreibung und weitere Landfragen geht. Die NKG ist weiterhin Opfer von Kritik und Medienkampagnen, die von der NGO FIAN angeführt werden.

Weitere Infos dazu gibt es im Artikel NKG in Uganda – the case „Kaweri“ im INSIDE NKG HUB, im Press & Newsroom – Neumann Kaffee Gruppe (NKG) auf unserer Website oder wendet euch auch gern per E-Mail oder Teams an mich. Ich habe immer ein offenes Ohr für eure Fragen oder Anregungen.

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